Denk-Aufgabe 21-05 vom 2.2.2021
Aperçus aus der spätdekadenten
Gesellschaft
Natürlich ist Dekadenz immer ein Heideggersches 'Sein zum Tode hin', aber man muss das keineswegs so braunbierernst sehen wie der triste Prophet aus dem Schwarzwald. Denn gerade das Wissen um das 'Wir sind die Letzten vor dem Lichterlöschen' hatte und hat immer auch etwas Neckisches, gibt der eigenen Existenz etwas Bedeutungsvolles aufgrund des schieren 'Wir waren dabei!' Wenn man sich einmal losgeeist hat von dem bleischweren Gefasel rund um die Zwangsneurose, dass die Menschheit im Allgemeinen und das Abendland im Besonderen für immer und ewig existieren müsse – was auch immer 'ewig' denn nach der Relativierung der Zeit durch Herren wie Einstein und Hawking und erschauernde Theorien wie die Quantenphysik noch bedeuten mag –, wird die Beschäftigung mit den – vermeintlich oder tatsächlich – letzten Zuckungen der Dekadenz durchaus amüsant. Hier eine kleine Pre-Selection der Symptome:
- Empfindsamkeit, Verletzlichkeit, Betroffenheit und Opferstatus sind die höchsten pädagogisch und medial vermittelten Werte;
- Entrüstung und Empörung sind die beliebtesten und wichtigsten Gefühle;
- das geil-beglückende Gefühl der Entrüstung wird zum Ersatz für Erotik und Humor;
- Humor wird verboten, da sich bei jeder witzigen Aussage jemand betroffen fühlen könnte;
- in der Trunkenheit der eigenen Suprematie werden grosse Teile von Fauna und Flora dezimiert und ausgerottet;
- zum Existenzminimum gehört ab 3-jährig eine Traumatherapeutin;
- Gewalt ist mega-out – ausser natürlich gegen die, die für Gewalt sind;
- die richtige Gesinnung wird von den Staatsmedien und den Chefs der Social-Media-Kanäle vorgegeben; Zuwiderhandelnde werden ausgesperrt;
- Pädagoginnen vermitteln ihren Schützlingen die richtige Gesinnung – im selben Stil, wie vor fast hundert Jahren die Hitler-Jugend herangezogen wurde;
- Rassismus feiert Urständ, witzigerweise in Form des Antirassismus: die 'systemisch rassistische' Rasse der weissen Männer wird als vernichtenswert erkannt und bekämpft;
- die böse, kapitalistisch-imperialistische faschistoide Marktwirtschaft wird abgeschafft; es gibt nur noch Staatsbetriebe und der Staat sorgt für alle;
- die Bürger mutieren zu Insassen, die von der Wiege bis zur Bahre am Manna-Tropf des Staates hängen und ihm dafür ihr Innerstes öffnen;
- die Insassen sind gläsern – der Staat muss alles über sie wissen, um sie nachhaltig schützen zu können;
- Begriffe wie Freiheit, Eigenverantwortung und Selbstbestimmung werden von Hoch-zu Tiefwertwörtern, die nur noch von konservativen Rückständigen benutzt werden;
- 'Frei ist niemand ausser Zeus' – und Zeus ist noch der nationale Herrscher, aber irgendwann steht ‘Zeus’ dann für die 'Weltregierung';
- 'Verantwortung' trägt allein das Kollektiv, also der Staat, also dessen Chef;
- 'Selbstbestimmung' können wir uns angesichts der Weltprobleme nicht mehr leisten. Alle Regeln müssen weltweit gelten und von der Weltpolizei durchgesetzt werden;
- Zuwiderhandelnde müssen eine Armbinde tragen – vorerst, der Säuglingen implantierte Chip ist in der Zulassungsphase...
- das Genialste, das im Fernsehen zwischen zwei Koch-Sendungen eingestreut wird, ist – eine Koch-Sendung;
- die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne der Insassen schwappt um 7 bis 8 Sekunden, tendiert aber klar gegen Null;
- die ehemals privaten Medien werden dank der staatlichen Unterstützung sukzessive zu Staatsmedien, zu Verlautbarungsorganen der jeweiligen Regierenden, getreu dem Motto: ‘Schlage nie die Hand, die dich nährt!’
- der Staat und seine Experten wissen, was du essen, anziehen, einkaufen sollst, was deiner Gesundheit frommt – und vor allem was nicht; die Insassen sind dankbar;
- Ehe und Familie gelten als vorsintflutliche Relikte; Bundesräte reden über Analsex wie über das Bruttosozialprodukt;
- der Wortschatz wird ausgedünnt, Tausende von Begriffen werden verboten, Hunderttausende von Büchern umgeschrieben oder verbannt (statt wie früher verbrannt);
- ‘Frau’ und ‘Mann’ sind abgeschafft, es gibt nur noch Gebärfähige und nicht Gebärfähige;
- das Männerbild wandelt sich exponentiell: vom furchtlosen, starken, kämpferischen, abenteuerfreudigen, für die Gemeinschaft sein Leben riskierenden Helden von Herakles über Odysseus, Wilhelm Tell bis James Bond zum weinenden, seine Gefühle der Welt präsentierenden Frauenversteher, zum kinderwagenschiebenden Supersofty, zum jederzeit kapitulationsbereiten Weichei, zum berechenbaren Sicherheitsjunky, der nicht lebt, sondern überlebt und zeitlebens Windeln trägt, immer ein serviles Lächeln im schleimig-schwammigen Gesicht.
- der neue Mann will nicht nur seine Partner(in), seine Familie, seine Freunde, sein Land nicht verteidigen – er kann es auch nicht;
- das neue Männerbild spiegelt sich in der Werbung, die einen neuen Höhepunkt bezüglich Ubiquität und einen neuen Tiefpunkt bezüglich Kreativität und Originalität erreicht; jedes digital gesendete klassische Konzert wird alle paar Minuten von Unterhosenwerbung oder ‘Bauer-ledig-sucht’ unterbrochen;
- KI zeigt sich von kaum überbietbarer Dummheit und müsste deshalb KD heissen: wenn User X das Produkt Y erworben und damit gezeigt hat, dass er es jetzt hat und nicht mehr braucht, wird er bis zum Lebensende mit Werbung für Y verfolgt, wo immer er im Netz der Netze gerade fischt;
- die Kaiserschnittgeburten tendieren gegen 90%
- die Geschlechterunterschiede verschieben sich zur Unkenntlichkeit: die Anzahl Geschlechter wächst ins Überschäumende – und jederfrau darf täglich wählen, wer oder was sie-es-er gerade sein möchte…
- mit dem Schwinden der Lebensqualität in den aufgrund der Planwirtschaft verarmenden Staaten sinkt auch ihre Attraktivität für Migranten, was die Völkerwanderungslage zwischenzeitlich etwas entspannt;
- die wenigen verbliebenen eigenverantwortlichen, unternehmerischen, früheren männlichen Werten verpflichteten Bürger drehen die Migrationsbewegung um , verlassen die nicht mehr rettbaren dekadenten Staaten und bringen ihren Power in jungen, kraftstrotzenden, aufstrebenden Nationen ein;
- die dekadenten Staaten gehen ganz leise, wie morsches, mit einem kleinen Puschschsch zerstiebendes Altholz an sich selbst ein; sie sind so verfault, dass es gar keine kriegerische Einwirkung von aussen mehr braucht, und ihre ehemaligen Landstriche werden von jungen, starken Kollektiven wieder fruchtbar gemacht.
Ich freue mich auf Feedbacks - auch von Spätdekadenten! info@marpa.ch